Das Smartphone, unser Freund und Feind

21.08.2024, Frauke Stoermer

Manches ist scheinbar banal – und dann doch immens wirkungsvoll. Wie häufig am Tag habt Ihr Stille? Keinen Input. Keine Außenreize in Form von Hörbüchern, Podcasts, Handygebimmel oder Nachrichtenalerts aus unzähligen Gruppenchats in Messengern?

Das ist in der Regel sehr wenig, wenn überhaupt. So melden es mir zumindest meine Klient*innen zurück. Und wenn wir uns selbst einmal dabei beobachten oder unsere Nutzungszeiten auf dem Handy checken, geht verdammt viel Zeit damit verloren. Ja, natürlich, weil wir es auch für viele alltägliche Handlungen am Tag benötigen. Doch kennt Ihr das nicht: Eigentlich wollten wir in den Kalender schauen und finden uns doch in irgendwelchen Apps versunken…

Handykonsum bewusst steuern

Wie oft habt Ihr Minuten zwischen Terminen Zeit, Wartezeiten auf öffentliche Verkehrsmittel oder Verabredungen und nehmt dann nicht das Handy zur Hand? Es geht mir überhaupt nicht darum, das Handy zu verteufeln! Die digitale Welt hält unzählige Möglichkeiten bereit, die unser Leben erleichtern, die hilfreich sind und die uns viele verschiedene gute Dienste leisten.

„Wir haben nur noch nicht gelernt, richtig und gut damit umzugehen“, zitiere ich mal den Neurologen und Psychiater Professor Dr. V. Busch. „Das Problem ist unser Informationskonfetti“. Ständig Informationen. Wir sollten unseren Umgang mit Medien einmal analysieren. Steuern wir die Nutzung bewusst und zeitlich begrenzt? Oder sind wir im Dauererreichbarkeitsmodus und reagieren auf alles, was von außen hereinkommt? Das setzt uns massiv unter Druck. Und das kommt auf unsere eh schon stressinduzierten, reizüberfluteten und herausfordernden Alltage on top.

Kreative Zeitfenster einbauen

Wir sollten immer Räume freihalten, in denen wir unser Gehirn arbeiten lassen und zur Ruhe kommen. Alles, was an Informationen hereinkommt, will verarbeitet werden. Wenn wir immer wieder etwas draufpacken, findet keine Verknüpfung unserer neuronalen Netzwerke mehr statt. Emotionen, Gedanken, Gefühle wollen sortiert werden. Was passiert, wenn das nicht geschieht? Wir werden vergesslich, können uns schlechter konzentrieren und möglicherweise auch schlechter schlafen.

Ein bis zwei Stunden vor dem Schlafen gehen, sollten wir das Handy beiseitelegen. Außer Reichweite. Aus. Flugmodus. In ein anderes Zimmer. O-Ton eines Klienten von mir, der immer wieder Schlafprobleme hatte: „Das war der Gamechanger für mich“. Seit ich am Abend keine Kurzvideos mehr schaue, das Handy konsequent weg lege, schlafe ich problemlos ein…“

Kleine Anmerkung: Hier sei natürlich ergänzt, dass nicht allein das Handy der Grund für schlechten Schlaf ist oder sein muss. Es ist nur eine kleine, banale Maßnahme, die ich ergreifen kann, wenn ich sicher aus vielerlei Gründen gerade ein Schlafproblem habe.

Tag mit etwas Gutem beenden

Wir wissen, dass der Konsum von Nachrichten, Videos, Social Media & Co. aktivierend und nicht entspannend wirkt. Lieber ein Buch lesen, Musik hören, puzzeln, malen, einen Abendspaziergang oder einfach in die Kerze schauen und den Tag gedanklich Revue passieren lassen. In der Ruhe kommen doch die besten Gedanken.

„Man nimmt das mit in den Schlaf, was am Schluss kommt“, bringt es Volker Busch in einem Interview im Podcast von „Rebellisch gesund“ auf den Punkt. Wie wäre es, den Abend mit etwas Gutem zu beenden? Sich zu fragen, was wir Schönes am Tag erlebt haben? Wofür wir dankbar sind? Was wir vielleicht am kommenden Tag anders oder besser machen könnten. Das sind nur ein paar wenige Anregungen, um unser mentales Immunsystem zu schützen und zu stärken. Probiert es mal aus 🙂