Unangenehme Emotionen als Wegweiser

07.04.2025, Frauke Stoermer

Da wir zu einem sehr hohen Prozentsatz durch unser Unterbewusstsein gesteuert durchs Leben gehen, widme ich mich einmal unseren Emotionen – insbesondere den unangenehmen. Es ist hilfreich, sie zu spüren, zu erkennen und benennen. Sie kommen häufig unverhofft aus der Tiefe, überrollen uns und lassen uns mit diffusen Gefühlszuständen zurück.

Unangenehme Emotionen wie Wut, Trauer, Angst oder Scham tauchen oft dann auf, wenn wir sie am wenigsten erwarten oder wenn wir besonders verletzlich sind. Häufig versuchen wir dann, diese Gefühle zu vermeiden, zu unterdrücken oder schnell loszuwerden. Doch was wäre, wenn wir ihnen stattdessen mit Akzeptanz begegnen könnten?

Warum unangenehme Emotionen wichtig sind

Emotionen sind keine „Fehler“ unseres Wesens, sondern zentrale Bestandteile unserer menschlichen Erfahrung, also all dessen, was wir erlebt und gefühlt haben. Sie sind bedeutsame Wegweiser für möglicherweise unerfüllte Bedürfnisse oder Wünsche. Psychologische Forschungen zeigen, dass der Versuch, unangenehme Gefühle zu unterdrücken, oft zu einer Verstärkung dieser Gefühle führt (Gross & John, 2003). Wenn wir hingegen lernen, unsere Emotionen anzunehmen, können wir langfristig resilienter und zufriedener sein.

Akzeptanz statt Verdrängung

Akzeptanz bedeutet nicht, dass wir schwierige Gefühle mögen müssen. Vielmehr geht es darum, ihnen Raum zu geben, ohne sofort zu reagieren oder sie zu bewerten. Studien zur Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) zeigen, dass der bewusste Umgang mit unangenehmen Emotionen dazu führen kann, dass wir sie als weniger belastend erleben (Hayes, Strosahl & Wilson, 1999). Wir können darüber hinaus eine Menge über uns lernen, wenn wir verstehen, was uns gerade umtreibt. Wenn wir begreifen, an welchen persönlichen „Baustellen“ wir arbeiten könnten. Was haben wir vernachlässigt? Was sollten wir einmal wieder tun? Welche Beziehungen sollten wir klären? An welchen Stellen sollten wir für uns sorgen?

Stressmustern auf der Spur

Sehr hilfreich ist es darüber hinaus, sich unserer eigenen Stressmuster bewusst zu werden. Was setzt uns immer wieder unter Druck? Was ärgert uns immer wieder? Warum fahren wir häufig aus der Haut und was sind das für Situationen? Wenn wir das beobachten und an unserem allgemeinen Stresslevel arbeiten, fällt es noch einmal leichter im Erkennen dessen, was wir gerade tun sollen. Je mehr Stress wir haben, desto eher werden nämlich alte, leider häufig ungünstige Verhaltensmuster, automatisiert abgerufen.

Das Leben ist immer auch ein Auf und Ab mit all seinen Höhen und Tiefen. Der von mir sehr geschätzte Autor, Verhaltenstherapeut und Persönlichkeitsentwicklungstrainer Jens Corssen schreibt es so schön in seinem Buch „Ich und die anderen“ (übrigens eine klare Leseempfehlung;)) „Die Achterbahnfahrt des Lebens als Training zu begreifen“.

Wie können wir nun bestenfalls unseren unangenehmen Emotionen begegnen? Dazu:

 Drei Tipps:

  • Atempausen einlegen:Wenn schwierige Emotionen auftauchen, halte inne, nimm dir einen Moment Zeit und atme bewusst ein paar Mal tief ein und aus. Dies kann helfen, Abstand zu gewinnen.
  • Gefühle benennen: Gib deinen Emotionen einen Namen. „Ich fühle gerade Wut“ oder „Ich bin enttäuscht“. „Ich bin traurig“. Dies schafft Bewusstheit und erleichtert den Umgang. Warum das hilfreich ist? Das, was wir bewusst haben, können wir verändern.
  • Selbstmitgefühl üben: Behandle dich selbst so, wie du eine gute Freundin oder einen guten Freund behandeln würdest. Erlaube dir, auch schwierige Gefühle zu haben, ohne dich zu verurteilen.

Wenn Ihr mehr über den Umgang mit Emotionen erfahren möchtet oder Unterstützung sucht, stehe ich Euch wie immer gerne zur Verfügung.

Der Umgang mit Emotionen und ihrer Regulation ist auch ein Bestandteil meiner Trainings, die über acht Wochen gehen und nachhaltig darin schulen, wie Stressmanagement mit Achtsamkeit funktioniert. Hat unser Stress ein gesundes Maß, sind wir seltener ohn-mächtig und weniger ruckelig auf unserer Achterbahnfahrt des Lebens unterwegs.