Wie Emotionen zu Informationen werden können
Du hast vielleicht Prüfungs- oder Präsentationsangst? Du weißt, dass mehr Bewegung, eine gesündere Ernährung und ein bewussterer Umgang mit dir selbst guttun würden – aber irgendwie bleibst du doch auf dem Sofa sitzen.
In solchen Momenten stehen sich Verstand und Gefühl oft diametral gegenüber. Wenn unser limbisches System mit all seinen gespeicherten Emotionen und Erfahrungen überaktiv ist, kann es zu einem sogenannten Amygdala-Hijack kommen. Das bedeutet: Der präfrontale Kortex – der Teil des Gehirns, der für klares Denken, Entscheidungen, Reflexion und Emotionsregulation zuständig ist – wird in seiner Funktion gehemmt. In solchen Situationen sagen oder tun wir Dinge, die wir im Nachhinein bereuen, weil sie nicht dem entsprechen, was wir bei klarem Verstand gewollt hätten.
Wir alle kennen dieses „Unter-die-Decke-gehen“. Hinzu kommt: Unser Gehirn arbeitet grundsätzlich energiesparend. Wenn wir ohnehin schon unter Stress stehen und dadurch viel Energie verbrauchen, greift es gerne auf altbekannte, gespeicherte Verhaltensmuster zurück – auch wenn diese uns oft gar nicht guttun.
Gehirn im Energiesparmodus
Und so landen wir wieder auf dem Sofa, mit der Chipstüte in der einen Hand und dem Handy in der anderen, berieselt von Social Media oder Fernsehen.
Die gute Nachricht: Daran kann man arbeiten.
Viele Blockaden lassen sich auflösen. Erfahrungen, die in unseren neuronalen Netzwerken gespeichert und manchmal blockiert sind, können immer wieder getriggert werden – auch dann, wenn die heutige Situation längst nichts mehr mit einem zurückliegenden Erlebnis zu tun hat. Oft waren es einmal schmerzhafte Erfahrungen, bei denen unser System eine Schutzstrategie entwickelt hat, um unangenehme Emotionen zu vermeiden.
Mit emTrace® Blockaden lösen
Mit dem Coachingansatz emTrace® lassen sich solche emotionalen Stressspuren identifizieren. Im Coachingprozess – gemeinsam mit der Therapeutin oder dem Therapeuten – gelingt es, diese emotionalen Muster aufzulösen und die damit verbundenen Emotionen in hilfreiche Informationen umzuwandeln.
Ein Beispiel aus meiner Praxis: Eine Klientin hatte einen völlig ungerechtfertigten Shitstorm in den sozialen Netzwerken erlebt. Immer wenn es um Social Media, Öffentlichkeitsarbeit, digitales Marketing oder auch um ihre veröffentlichten Bücher ging, überkamen sie Gefühle von Hilflosigkeit, Ohnmacht, Ärger und tiefer Traurigkeit.
Wir arbeiteten mit emTrace® an diesem Thema. Nach wenigen Sitzungen hatten diese belastenden Gefühle ihre Wirkung verloren. Das Erlebte war zwar noch als Erinnerung präsent, aber ohne die emotionale Schwere. Es war neutral – reiner Erinnerungskontext, ohne Triggerwirkung.
Solche Veränderungen sind bei ganz unterschiedlichen Themen möglich. Besonders gute Erfahrungen habe ich bei der Arbeit mit Ängsten gemacht. In manchen Fällen gelingt es schon beim ersten Termin, den Zugang zu unangenehmen Emotionen deutlich zu reduzieren. Das ist zunächst eine Momentaufnahme – doch spätestens nach zwei oder drei Sitzungen lassen sich alte, negativ abgespeicherte Reaktionsmuster durch neue, positive Erfahrungen überschreiben.
Klingt unglaublich?
Dann probiere es einfach aus und melde Dich gerne bei mir.
Übrigens: Auch ich war anfangs sehr skeptisch, als ich meine emTrace®-Ausbildung bei Dirk Eilert in Berlin begann. Doch während der Fortbildung habe ich viele eigene Themen bearbeitet – und manches davon habe ich heute nicht einmal mehr auf dem Schirm 🙂
Nimm’ gerne Kontakt zu mir auf!
QUELLEN:
Emotionen, Entscheidungsfindung und das limbische System
Coaching & Methoden zur Emotionsbearbeitung (emTrace® und ähnliche Ansätze)
Wirkung von emotionsfokussiertem Coaching/therapeutischen Methoden
- Greenberg, L. S. (2004). “Emotion–focused therapy.” Clinical Psychology & Psychotherapy, 11(1), 3-16.
→ Beschreibt die therapeutische Arbeit mit Emotionen und deren Veränderung.
- Eilert, D. (2020). “EmTrace® – Neurozentriertes Emotionscoaching: Veränderungen punktgenau bewirken.” Springer.
→ Kernwerk zum beschriebenen emTrace®-Ansatz und zur Nutzung von Emotionen als Ressource im Veränderungsprozess.
Amygdala-Hijack und Emotionsregulation
- LeDoux, J. E. (2000). “Emotion circuits in the brain.” Annual Review of Neuroscience, 23, 155-184. → LeDoux beschreibt die Rolle der Amygdala bei der Emotionsverarbeitung und erklärt, wie emotionale Überreaktionen zu Kontrollverlust führen können.
- Goleman, D. (1995). “Emotional Intelligence: Why It Can Matter More Than IQ.” Bantam Books.
Präfrontaler Kortex und Verhalten
- Miller, E. K., & Cohen, J. D. (2001). “An integrative theory of prefrontal cortex function.” Annual Review of Neuroscience, 24(1), 167-202.
→ Darstellung der Rolle des präfrontalen Kortex in Bezug auf Planung, Emotionsregulation und kognitive Kontrolle.
Automatisierte Verhaltensmuster & Energiesparmodus des Gehirns
Gewohnheiten und Energiesparfunktionen
- Duhigg, C. (2012). “The Power of Habit: Why We Do What We Do in Life and Business.” Random House. → Erklärt, wie alte Gewohnheiten automatisch abgerufen werden und wie sie verändert werden können.
- Bargh, J. A., & Chartrand, T. L. (1999). “The unbearable automaticity of being.” American Psychologist, 54(7), 462–479. → Grundlegende Forschung zur Automatisierung von Verhalten und Routinen durch das Gehirn.
Prägung durch emotionale Erfahrungen & klassische Konditionierung
Speicherung und Trigger von emotionalen Erinnerungen
- Schacter, D. L., & Slotnick, S. D. (2004). “The cognitive neuroscience of memory distortion.” Neuron, 44(1), 149-160. → Wie emotionale Erinnerungen gespeichert und getriggert werden, auch wenn die ursächliche Situation längst vorbei ist.
- Phelps, E. A., & LeDoux, J. E. (2005). “Contributions of the amygdala to emotion processing: from animal models to human behavior.” Neuron, 48(2), 175-187.
Emotionen als Informationsquelle und emotionale Integration im Coaching
Emotionen als Information
- Frijda, N. H. (1986). “The Emotions.” Cambridge University Press. → Nach Frijda fungieren Emotionen als Signalgeber/Informationsquelle im Verhalten.
- Damasio, A. R. (1994/2006). “Descartes’ Error: Emotion, Reason, and the Human Brain.” Penguin Books.
→ Damasio beschreibt die Rolle von Emotionen in Entscheidungsprozessen und Selbstregulation.
Neuroplastizität: Überschreiben alter Muster
Veränderung neuronaler Netzwerke durch Erfahrung
- Doidge, N. (2007). “The Brain That Changes Itself.” Penguin Books. → Leicht verständliche Darstellung, wie neuronale Muster umstrukturiert werden können.
- Kolb, B., & Gibb, R. (2011). “Brain plasticity and behaviour in the developing brain.” Journal of the Canadian Academy of Child and Adolescent Psychiatry, 20(4), 265–276.
