Was Stress mit Resilienz zu tun hat

09.02.2024, Frauke Döllekes

Inflationär wird Resilienz mittlerweile erwähnt, geprobt, trainiert und gelehrt. Was hat es damit auf sich? Dr. Raffael Kalisch, Professor für Human Neuroimaging und Autor des Buches „Der resiliente Mensch“ bringt es auf den Punkt: „Resilienz ist die Aufrechterhaltung oder schnelle Wiederherstellung der psychischen Gesundheit während und nach Widrigkeiten.“

Auf den Punkt gebracht ist Resilienz die Fähigkeit, Krisen flexibel zu bewältigen und bestenfalls gestärkt aus ihnen hervorzugehen bzw. sie ohne größere Blessuren zu bewältigen.

Stress ist unser Alarmzentrum

Was sich so einfach anhört, ist bei genauerer Betrachtung sehr komplex. Denn wir sind heute enormen Reizen ausgesetzt. Waren es in Zeiten unserer Vorfahren 1-2 Stressauslöser am Tag, sind es heute täglich die daily hazzles, viele kleine Reize, die uns ständig erreichen. Jetzt ist unser System so ausgeklügelt, dass wir auf Stress mit Hormonausschüttungen, Reflexen und erlernten Schutzstrategien reagieren. Das ist nicht immer gesund. Wissenschaftler können mittlerweile deutlich zeigen, dass es einen engen Zusammenhang zwischen Stress und Erkrankungen gibt. Nicht immer ist Stress negativ, sondern er ist ein geniales System, das uns warnt, aktiviert und motiviert. Wenn Stress allerdings chronisch wird, kann er uns schaden.

Auf körperlicher Ebene können wir, u.a. durch Stress begünstigt, organische Erkrankungen wie Reizdarm-Syndrome, Krebs, Herz-Kreislauf- oder Autoimmunerkrankungen und auf mentaler Ebene psychische Erkrankungen wie beispielsweise Depressionen, Schlafstörungen bekommen oder Ängste entwickeln.

Emotionen erkennen

Eine elementare Bedeutung spielen dabei im Stressgeschehen unsere Emotionen. Es ist sinnvoll, sie zu kennen, erkennen und bestenfalls zu regulieren. Häufiger Ärger, dauerhafte Gefühle wie Trauer oder Einsamkeit schwächen unser Immunsystem und können uns krankmachen. Und so spielen nicht nur Bewegung, Ernährung und Entspannung eine wichtige Rolle, um gesund und gestärkt zu sein, sondern vor allen Dingen auch die Beschäftigung mit den sieben Säulen der Resilienz, erstmals definiert von der Diplompsychologin Ursula Nuber.

Ich beschränke mich hier auf wenige Details und Erkenntnisse im Zusammenhang mit Resilienz. Wie kann ich sie stärken und erhalten?

Was Resilienz ist

Resilienz ist kein einmal erreichter statischer Zustand, sondern ein immerwährender Prozess, an dem wir bestenfalls dauerhaft und regelmäßig arbeiten. Was Resilienz keinesfalls ist: Ein Zustand, in dem es uns NUR gutgeht und wir immer glücklich und zufrieden sind. Das wird häufig missverstanden. Die Akzeptanz, dass das Leben aus Höhen und Tiefen besteht, ist schon einmal ein wesentlicher Faktor von Resilienz. Es sind unsere Reaktionen und Bewertungen in Krisensituationen. Wir können lernen, wie wir Zugriff auf unsere Ressourcen bekommen, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Also ist Resilienz eher so etwas wie eine Bewältigungs-Kompetenz. Auch zu wissen, wann ich mir Hilfe holen sollte, ist ein Zeichen von Resilienz.

7 Säulen der Resilienz

Nach Ursula Nuber sind die sieben Säulen der Resilienz: Akzeptanz, Bindung, Lösungsorientierung, Optimismus, Selbstreflexion, Selbstwahrnehmung und Selbstwirksamkeit. Was sich so einfach aufgezählen lässt, ist ziemlich kompliziert und einen Blick wert. Viele unserer alltäglichen Situationen zu akzeptieren, sie zu lassen oder zu verändern fällt uns häufig schwer. Bindung ist ein Thema, an dem sich manche Menschen ihr Leben lang abarbeiten, weil sie in früher Kindheit ungünstige Erfahrungen gemacht haben. Lösungsorientierung kann ich lernen, Optimismus erarbeiten, Selbstreflexion praktizieren. Nur wer weiß, welche Emotionen ihn antreiben, wird wirklich verstehen, was in ihm vorgeht und warum er sich in manchen Situationen immer wieder so verhält, wie er es eigentlich nicht tun wollte.

Selbstwahrnehmung ist ein sehr wichtiger Bestandteil von Achtsamkeitsübungen. Da wir in unseren schnell getakteten Alltagen selten Innenschau halten, verlieren wir in Stressphasen den Kontakt zu unserem Innenleben und damit zu uns selbst. Damit können wir unser Verhalten schlechter steuern. Denn im Stress werden unsere alten Muster abgerufen. Die, die wir irgendwann abgespeichert haben. Das sind jedoch häufig nicht diejenigen, die uns weiterbringen, sondern eher blockieren.

Ebenso ist es mit Selbstwirksamkeit, einem unserer neurobiologischen Grundbedürfnisse. Natürlich sind wir meistin gewissem Maße selbstwirksam. Vieles wird uns jedoch heute von unserer Selbststeuerung durch digitale Medien abgenommen. Wir reagieren sehr häufig nur noch auf Außenreize und sind nicht mehr im Modus der Selbststeuerung. Das sorgt für Stress. Sehr eindrücklich hat das der Neurowissenschaftler Volker Busch in seinem Buch „Kopf frei“ beschrieben. Jeder Reiz, den unser Gehirn erreicht, wird verarbeitet. Je mehr das sind, (Unterbrechungen durch E-Mails, Telefon, Check von Nachrichten in sozialen Netzwerken, Benachrichtigungen von Apps, Multitasking und viele mehr), desto mehr ist unser Gehirn mit der Verarbeitung beschäftigt.

Gehirn klinkt sich aus

Assoziatives, also kreatives, verknüpfendes Denken ist damit schwer möglich. Und so fällt uns Konzentration immer schwerer, wir fühlen uns ausgelaugt und wenig effektiv, wir vergessen eine Menge und fragen uns, ob wir vielleicht an Demenz leiden. Sehr häufig ist die gute Nachricht: Es ist NUR unser Gehirn, das sich gerne ausklinkt, wenn es überlastet ist.

Wer mehr über das Thema wissen möchte, kann sich gerne in meine Newsletterliste eintragen. Ich schicke die kleine Broschüre „Stress managen für mehr Widerstandskraft“ dann gerne zu.